Sehen wir mal ab von den wohldurchdachten Parkanlagen Wiens – den designten urbanen Ersatznaturen plus Kinderspielplatz. Ignorieren wir mal das schüchterne Taferl „Rasen betreten verboten“. Doch in einer städtischen, weitgehend ökonomisch verbauten Kubatur-Ansammlung glänzt das Natürliche durch Abwesenheit. „Wir sind ja keine Schafe“ antwortete ein renommierter Architekt auf die Frage, warum vor einem Bahnhof keine Grünanlage eingeplant werde.
Dennoch begegnen wir der „Natur“ – zumindest als ferne Erinnerung oder tief sitzende Sehnsucht – tagtäglich in erstaunlich vielen Facetten und Spielarten. (Und wir meinen hier nicht die inzwischen rar gewordenen Hundstrümmerl oder urinalen Rinnsale in Bedürfnis geratener Nachtvögel.)
Besonders augenfällig sind die dem Organischen nachempfundenen Elemente in zahlreichen architektonischen und städtebaulichen Strukturen. Auch die künstlerische Auseinandersetzung anhand von Skulpturen, Objekten und Graffitis findet in der Spurensuche einen bedeutenden Stellenwert. Und die seuchenhaft allgegenwärtige Werbung zieht großflächig ihre auf Hochglanz gestylte Natürlichkeit und elementare Reinheit als vertrauenerweckende Referenz heran. Sie dient als unter die Haut gehende Verlockung, dem betongrauen städtischen Alltag mit seinem chronischen Völlegefühl zu entweichen.
„Dieses fotografische Fährtenlesen ist uns ein Genuss“, sagen svemart, „wenn wir eine uns so vertraute Umgebung mit fokussierten Augen neuerlich durchstreifen. Gemeinsam auf die Jagd gehen. Und am Abend in der Wohnhöhle die Bilderbeute sichten. Es ist schön zu sehen, wie viele genaue und pointierte Beobachter es in unserer Stadt gibt. Deren künstlerische, funktionelle und kritische Spuren sind überall deutlich sichtbar.“